Religionstage
Gehöre ich einer Religion an? Welche Werte sind für mich wichtig in meiner Religion oder in meiner Weltanschauung? Welche Feste und Bräuche gibt es in meiner Religion, meiner Weltanschauung? Wann treffe ich in meinem Alltag auf Menschen mit anderen Religionen? Warum gibt es Religionen?
Mit diesen und weiteren Fragen setzten sich die Schülerinnen und Schüler aller 1m-Klassen zu Beginn der Religionstage auseinander. Nachdem sie ihre eigene religiöse Prägung reflektiert, sich in kleinen Gruppen ausgetauscht und angeregt diskutiert hatten, befassten sie sich zusammen mit ihren Lehrpersonen mit der Wichtigkeit des interreligiösen Dialogs und gelangten zu folgender Erkenntnis: Dank Dialog und persönlichen Kontakten können Ängste und Vorurteile abgebaut werden, Vertrauen wird aufgebaut und unterschiedliche Meinungen dürfen Platz haben und respektiert werden.
Wir lernten ein weltweit einzigartiges Projekt kennen: Das Haus der Religionen in Bern, eröffnet 2014, vereint acht Weltreligionen unter einem Dach. Die Schülerinnen und Schüler versetzten sich in die Rolle von Architektinnen und Architekten: Wie würde ich dieses Haus bauen, damit alle Religionsvertreter zufrieden sind? Worauf muss ich achten? Entstanden sind gut durchdachte und originelle Grundrisse.
Individuelle Recherchearbeiten zu einzelnen Religionen rundeten den ersten Tag ab.
Das Highlight folgte am zweiten Tag: Rund 100 Schülerinnen und Schüler machten sich frühmorgens gemeinsam mit ihren Lehrpersonen auf den Weg nach Bern, um das Haus der Religionen zu besuchen.
Die Geschäftsführerin des Hauses begrüsste die ganze Gruppe herzlich und erzählte von der Entstehung und der Geschichte der Hauses; ihre Ausführungen waren gespickt mit manch anschaulicher Anekdote über das Zusammenleben und den Alltag im Haus der Religionen. Im Anschluss stand für alle der Besuch eines ersten Workshops auf dem Programm, um sich in eine der Religionen zu vertiefen.
Gestärkt durch ein leckeres ayurvedisch-koscheres Essen durften die Schülerinnen und Schüler am Nachmittag einen weiteren Workshop besuchen. Während die einen versuchten, mithilfe einer buddhistischen Meditation ganz im Hier und Jetzt zu verweilen, lauschten andere gespannt den Ausführungen des hinduistischen Priesters oder lernten die Gegenstände in einer christlichen Kirche näher kennen. Eine weitere Gruppe hielt sich in der Moschee auf, wo sie das Nachmittagsgebet mitverfolgen durfte und vom Imam über einzelne Aspekte des Islam aufgeklärt wurde. Die Einblicke ins äthiopisch-orthodoxe Christentum brachten viele zum Staunen: Wussten Sie zum Beispiel, dass es einen anderen Kalender und andere Uhrzeiten kennt als wir und über 200 Fastentage pro Jahr vorschreibt?
Mit vielen bleibenden Eindrücken und wichtigen Erkenntnissen sind die 1m-Klassen nach Frauenfeld zurückgekehrt. Stellvertretend für den gesamten Jahrgang nachfolgend ein paar Statements der Klasse 1mb:
„Ich persönlich finde die Religionstage sehr sinnvoll, da man lernt, wie man mit anderen Ansichten und Meinungen umgehen soll.“ (Valentina Mettler)
„Es war spannend, in andere Glaubensrichtungen hineinzusehen.“ (Gian Luca Bischof)
„Ich war überrascht, wie ähnlich sich das Christentum, das Judentum und der Islam eigentlich sind und wie ähnlich vor allem auch ihre Werte sind.“ (Gemma Fopp)
„Ich finde es sehr eindrücklich, dass es das Haus der Religionen gibt und dass es so gut funktioniert. Es ist schliesslich nicht selbstverständlich, dass so verschiedene Kulturen auf diesem engen Raum leben und sich gegenseitig respektieren.“ (Rahel Good)