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#(not)mydemocracy: Philosophieren über Demokratie an der Kanti Frauenfeld

Ist es legitim, bestimmte Gruppen von Abstimmungen und Wahlen auszuschliessen? Ist es moralisch vertretbar, trotz fehlender Sachkenntnis seine Stimme abzugeben? Solchen und vielen weiteren Fragen gingen die dritten Gymnasialklassen der Kanti Frauenfeld während der Philosophietage auf den Grund.

Die zweitägige Denkreise startete mit persönlichen Video-Statements zu den Vorzügen (#mydemocracy) bzw. den Unzulänglichkeiten (#notmydemocracy) einer Demokratie. Daran liessen sich die grosse Meinungs- und Argumentationsvielfalt illustrieren – beste Voraussetzungen für eine philosophische Auseinandersetzung über richtig oder falsch, über vernünftig oder unvernünftig, über gerecht oder ungerecht, über sinnvoll oder sinnlos.

«Es war eine gute Möglichkeit, mit meinen Mitschülerinnen und Mitschülern differenziert über unser politisches System zu diskutieren sowie auch zu philosophieren. So setzte ich mich mit Themen in der Politik auseinander, über die ich noch nie nachgedacht hatte.» (Mara, 3md)

Die intensiven Diskussionen in den Gruppen und im Klassenverband wurden angereichert mit Expertenmeinungen in Form von Interviews, Filmbeiträgen oder anspruchsvoller Literatur zur politischen Philosophie – und nicht zuletzt mit direkten Begegnungen mit Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur im Rahmen eines Podiums. Barbara Daetwyler (Grossratspräsidentin, SP), Marco Bortoluzzi (Jungpolitiker, SVP), Maria Näf (Jungpolitikerin, Die Mitte), Usama Al Shahmani (Schriftsteller und Übersetzer) und Dr. Chiara Valsangiacomo (Politikwissenschaftlerin, UZH) tauschten sich darin über Gelingensbedingungen der Demokratie aus. Nur selten schimmerten Differenzen zwischen den Teilnehmenden durch, zum Beispiel bei der Frage, ob das Stimmrechtsalter auf 16 reduziert werden müsste. «Mit 16 hat man andere Probleme, als sich mit den politischen Problemen eines Landes auseinanderzusetzen», so Bortoluzzi. Barbara Daetwyler, ihrerseits grundsätzlich Befürworterin des tieferen Stimmrechtsalters wies darauf hin, dass das neue Stimm- und Wahlrecht auch mit neuen Pflichten verknüpft sein könnte: «Das dürfte wohl eine Hürde für die Einführung des Stimmrechtsalters 16 sein.» Die Podiumsteilnehmenden wurden im anschliessenden Apéro sofort in Beschlag genommen, so dass die Auseinandersetzung mit dem Thema nahtlos ihre Fortsetzung fand.

 «Die Philosophietage waren eine wertvolle Gelegenheit, um über die Stärken und Schwächen der Demokratie als politisches System nachzudenken. Obwohl die Demokratie zweifellos viele Vorteile bietet, gibt es auch legitime Kritikpunkte, die in einer offenen und freien Gesellschaft diskutiert werden sollten.» (Gabriel & Arthur, 3md)

Damit machen die beiden Schüler deutlich: die Denkreise rund um das Phänomen Demokratie konnte begonnen, aber nicht annähernd abgeschlossen werden. Für die geforderte Weiterführung der Diskussionen wurde mit den Philosophietagen ein motivierender Grundstein gelegt.

Podium v.l.n.r: Usama Al Shahmani (Schriftsteller und Übersetzer), Barbara Daetwyler (Grossratspräsidentin, SP), Dominique Baumann (Moderation), Dr. Chiara Valsangiacomo (Politikwissenschaftlerin, UZH), Marco Bortoluzzi (Jungpolitiker, SVP), Maria Näf (Jungpolitikerin, Die Mitte)
Podium v.l.n.r: Usama Al Shahmani (Schriftsteller und Übersetzer), Barbara Daetwyler (Grossratspräsidentin, SP), Dominique Baumann (Moderation), Dr. Chiara Valsangiacomo (Politikwissenschaftlerin, UZH), Marco Bortoluzzi (Jungpolitiker, SVP), Maria Näf (Jungpolitikerin, Die Mitte)
Barbara Daetwyler: «Es ist sehr schade, dass nur sehr wenige Personen das Stimmrecht überhaupt wahrnehmen»
Barbara Daetwyler: «Es ist sehr schade, dass nur sehr wenige Personen das Stimmrecht überhaupt wahrnehmen»
Dr. Chiara Valsangiacomo: «Demokratie ist eine von vielen Möglichkeiten, wie ein Staat organisiert sein kann bzw. wie Gruppen mit heterogenen Meinungen zu gemeinsamen Entscheidungen kommen können».
Dr. Chiara Valsangiacomo: «Demokratie ist eine von vielen Möglichkeiten, wie ein Staat organisiert sein kann bzw. wie Gruppen mit heterogenen Meinungen zu gemeinsamen Entscheidungen kommen können». 
Marco Bortoluzzi: «Mit 16 hat man andere Probleme, als sich mit den politischen Problemen eines Landes auseinanderzusetzen»
Marco Bortoluzzi: «Mit 16 hat man andere Probleme, als sich mit den politischen Problemen eines Landes auseinanderzusetzen»
Beteiligung der Schülerschaft
Beteiligung der Schülerschaft
Maria Näf: «Wir alle erschaffen uns unsere eigene Zukunft – wir geniessen damit ein Recht, das es an vielen Orten auf der Erde nicht gibt»
Maria Näf: «Wir alle erschaffen uns unsere eigene Zukunft – wir geniessen damit ein Recht, das es an vielen Orten auf der Erde nicht gibt»
Usama Al Shahmani: «Im Arabischen gibt es kein Wort für Demokratie – auch für wandern nicht»
Usama Al Shahmani: «Im Arabischen gibt es kein Wort für Demokratie – auch für wandern nicht»
Dr. Chiara Valsangiacomo im Gespräch mit einer Schülerin
Dr. Chiara Valsangiacomo im Gespräch mit einer Schülerin
Nicht einer Meinung: Marco Bortoluzzi und eine Schülerin
Nicht einer Meinung: Marco Bortoluzzi und eine Schülerin
Maria Näf im Gespräch mit Schülerinnen
Maria Näf im Gespräch mit Schülerinnen
Barbara Daetwyler: Die Diskussionen gehen weiter
Barbara Daetwyler: Die Diskussionen gehen weiter
Die Diskussionen über Demokratie werden weitergeführt.
Die Diskussionen über Demokratie werden weitergeführt.