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«Nach der Enttäuschung kommt der Stolz auf Platz 2»

Alles gegeben und am Ende doch 0:1 verloren: Yael Aeberhard aus der Klasse 3ma spielte mit dem FC St. Gallen 1879 im Cup-Final gegen Servette FCCF. Der Überraschungscoup blieb aus – die Favoritinnen aus Genf gewannen das Finale. Im Interview berichtet Yael von den Eindrücken ihres bisher wichtigsten Spiels der Karriere.

Yael, wie haben Sie das Spiel im Letzigrund erlebt, das ja bis zum Ende spannend war?

«Das Spiel war auf jeden Fall sehr intensiv für alle Beteiligten. Wir haben versucht in der zweiten Halbzeit mehr Druck auf Servette auszuüben, auch gerade mit den Fans im Rücken die mehrheitlich grün-weiss waren. Die Stimmung war einfach phänomenal! Schlussendlich sind wir nochmals zu einigen Chancen gekommen, denn wir wollten einfach nicht aufgeben.»

Wie gross ist der Frust nach einer solchen Niederlage?

«Du gehst natürlich nie gerne als Verliererinnen vom Platz, vor allem nicht in einem Cupfinal. In den ersten Momenten nach dem Spiel ist es nicht unbedingt der Frust, sondern vielmehr eine riesige Leere. Wir haben so darauf hingearbeitet und dass es nicht funktioniert hat, ist natürlich sehr enttäuschend. Auch noch Stunden später steckt die Enttäuschung noch in dir drin, aber auch der Stolz kommt auf, dass wir es bis ins Cupfinal geschafft haben und in diesem Spiel bis zum Ende gekämpft haben. Dieses Spiel war für eine riesige Chance, uns weiterzuentwickeln und dafür sind wir sehr dankbar.»

In der «Regular Season» waren Sie zuletzt sehr erfolgreich und haben in den letzten vier Spielen insgesamt sieben Tore erzielt. Was sind die Gründe für diese bestechende Form?

«Manchmal ist es so, dass ein Knopf aufgeht und es auf einmal einfach läuft. Meist ist dies aber das Resultat von harter Arbeit und Zeiten, in denen es genau andersrum läuft. Bei mir war das der Fall: Ich habe die ganze Vorrunde in der Meisterschaft kein einziges Tor geschossen – für eine offensive Spielerin ist das schon gar wenig … Ich bin sehr dankbar für alle Tore, die ich in den letzten Spielen für meine Mannschaft habe schiessen können und hoffe sehr, dass ich diesen Lauf mit in die Playoffs nehmen kann, um meine Mannschaft bestmöglich zu unterstützen.»

Welche Ziele setzen Sie sich nun für den letzten Teil der Saison, den Playoffs?

«Innerhalb des Teams oder des Vereins sprechen wir nie darüber, welche Platzierung wir am Ende der Saison haben wollen. Unser Ziel ist es, gemeinsam unser Bestes zu geben, uns Tag für Tag zu verbessern und auf den Prozess zu vertrauen. Diese Einstellung nehmen wir auch mit in die erste Playoffrunde. Wir sind sicher stolz auf uns, dass wir auf dem 4. Platz in diese erste Playoffrunde gehen und so das Heimrecht gegen die YB-Frauen geniessen dürfen. Wir werden auf jeden Fall in den nächsten zwei Spielen unser Bestes geben, um so den Playoff-Halbfinal zu erreichen.»

Sie sind seit August 2019 bei uns an der Kantonsschule Frauenfeld, zunächst drei Jahre in der FMS und seit letztem Sommer am Gymnasium. Wie schaffen Sie es, dass Sie Ihre sportlichen Ambitionen und den anspruchsvollen Schulalltag miteinander zu kombinieren?

«Es ist natürlich immer ein Balance-Akt und ich muss mir immer darüber bewusst sein, wie und wo ich meine Energie einsetze, vor allem, weil ich in beiden Bereichen hohe Ambitionen habe. Die Kantonsschule Frauenfeld unterstützt mich dabei sehr, indem sie mich in einigen Lektionen dispensiert. So ist es für mich gut möglich meine sportliche und schulische Karriere zu verfolgen.»

Vor einem Monat wurde bekannt, dass die Fussball Europameisterschaft der Frauen im Jahr 2025 in der Schweiz durchgeführt wird – u.a. auch in St. Gallen. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an diesen Grossanlass denken?

«Für den Frauenfussball in der Schweiz ist das natürlich eine riesige Chance und wir sind sehr erfreut darüber, dass die Schweiz das Rennen um den Austragungsort gemacht hat. Der Frauenfussball in der Schweiz hat, wie viele andere weibliche Sportarten, natürlich noch Luft nach oben, was die ganze Infrastruktur und Professionalität angeht. Wir erhoffen uns, dass die Austragung der EM einen ähnlichen Boom mit sich bringt, wie die EM im letzten Jahr in England es getan hat. Ich persönlich freue mich sehr auf ein Fussballfest im Sommer 2025 in der Schweiz.»

Das Inverview führte Thomas Moll, Abteilungsleiter FMS an der Kantonsschule Frauenfeld

Hier geht's zum Bericht in der Thurgauer Zeitung vom 28. April 2023
Hier geht's zum Bericht im SonntagsBlick vom 30. April 2023
Hier geht's zum Bericht in der SonntagsZeitung vom 30. April 2023

Das Letzigrundstadion war grün-weiss: Die Fans aus St. Gallen feuerten das Team mit Yael tatkräftig an.
Das Letzigrundstadion war grün-weiss: Die Fans aus St. Gallen feuerten das Team mit Yael tatkräftig an.
Die Leere nach dem Schlusspfiff: Enttäuschte Spielerinnen aus St. Gallen (Yael Aeberhard ganz links, Nummer 17).
Die Leere nach dem Schlusspfiff: Enttäuschte Spielerinnen aus St. Gallen (Yael Aeberhard ganz links, Nummer 17).
Genfer Jubel: Die Spielerinnen von Servette FCCF freuen sich über ihren Sieg.
Genfer Jubel: Die Spielerinnen von Servette FCCF freuen sich über ihren Sieg.
«Ich spürte eine riesige Leere»: Yael Aeberhard nach dem Abpfiff.
«Ich spürte eine riesige Leere»: Yael Aeberhard nach dem Abpfiff.

Alle Bilder: Keystone-SDA